Zur Geschichte der Bethlehemskirche

König Friedrich Wilhelm I. ließ die Bethlehemskirche zwischen 1735 und 1737 an der Mauer- Ecke Krausenstraße nach Plänen von Friedrich Wilhelm Diterichs errichten. Die Gründer der Gemeinde waren evangelische Christen, die wenige Jahre zuvor aus Böhmen geflohen waren. Im Zweiten Weltkrieg von Bomben schwer getroffen, stürzte die Kuppel 1943 ein. 1963 wurde die immer noch eindrucksvolle Ruine, die nun unweit der Berliner Mauer stand, auf Geheiß der DDR-Regierung gesprengt.

Mit dem Namen Bethlehem erinnerten die böhmischen Bürger Berlins an die 1391 in Prag errichtete und nach dem Zweiten Weltkrieg als Kulturdenkmal rekonstruierte Bethlehemskapelle. Hier hatte Jan Hus Anfang des 15. Jahrhunderts in tschechischer Sprache gepredigt und nicht nur geweihte Priester, sondern alle am Abendmahl teilhaben lassen. Der böhmische Prediger kritisierte den Machtmissbrauch der Kirche und führte 100 Jahre vor Luther die erste Reformationsbewegung in Europa an. 1415 wurde er als Ketzer verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Im Zuge der Reformation wuchs in den ländlichen Gegenden Gähnens eine neue religiöse Bewegimg. die Brüder-Unität. 1620 - Böhmen war Teil des katholischen Habsburgischen Reiches geworden - war es mit der Religionsfreiheit vorbei.Protestanten flohen ins benachbarte Sachsen und nach Preußen. Zwischen 1732 und 1737 siedelten sich Angehörige der Brüder-Unität auch in Berlin an, nachdem sie König Friedrich Wilhelm I. um Aufnahme ersucht hatten. Die Friedrichstadt zwischen Wilhelmstraße und Mauerstraße wurde ihre neue Heimat, die Bethlehemskirche das Zentrum ihrer mittlerweile drei Gemeinden.

 

Nach 1945 formierte sich die Gemeinde neu. Heute versammelt sch die Bethlehemsgemeinde im Schul- und Bethaus Berlin-Neukölln, wo sich im 18. Jahrhundert ebenfalls böhmische Flüchtlinge niedergelassen hatten. Als den protestantischen Böhmen in Berlin Asyl gewährt wurde, war die Aufnahme von Glaubensflüchtlingen bereits eine gute preußische Tradition. Bereits seit Ende des 17. Jahrhunderts hatten die preußischen Könige immer wieder Flüchtlinge in das durch den Dreißigjährigen Krieg verwüstete Preuße geholt: französische Hugenotten, Protestanten aus Salzburg und Holland. Als Handwerker und Bauern waren sie erfolgreich, eine Bereicherung für die Stand und die Region - bis heute.

Ein berühmter Prediger der böhmisch-lutherischen Bethlehemsgemeinde war Johannes Jänicke, Gründer der ersten deutschen Missionsschule. Zu seinen Zöglingen geehrte Karl Gützlaff (1803-1851), den es später nach Ostasien zog. Er machte sich durch seine Reiseberichte einen Namen und wirkte ab 1832 als erster protestantische Missionar in Korea.